Nadelarbeit vs Programmierarbeit in Zusammenarbeit mit Anja Westerfrölke
Nicht nur der internationalen Frauentag im März ist Anlass, dass Genderthematiken und Feminismus im CLUBRAUM Platz finden. Im Austausch mit der Linzer Künstlerin Anja Westerfrölke (http://anja.west.servus.at/) wird an einer weiteren prozesshaften Situation gearbeitet, die versucht Bezüge zwischen Nadelarbeit und Programmierarbeit herzustellen.
Ein Gespräch mit Anja Westerfrölke ist der Anlass für eine weitere laborartige Situation im servus CLUBRAUM, in dem keine fertigen Ergebnisse präsentiert werden, sondern kulturelle Muster in Frage gestellt werden.
Die Beschäftigung mit dem Dahinter einer Oberfläche ist der Ausgangspunkt, bei dem versucht wird, hinter textile Nadelarbeit als geschichtlich verbreitete “Frauensache” und hinter digitale Oberflächen, als eine von vorwiegend Männern programmierte Welt, zu blicken. Bis heute scheinen Rollenbilder und die Wertigkeiten von Arbeit so geprägt.
Anhand unterschiedlicher Beispiele von Nadelarbeit und Programmierarbeit vor Ort laden wir an ausgewählten Abenden zum Experiment einer gemeinsamen feministischen Recherche ein.
Termine:
http://doodle.com/gwntuwqpvuf599eb
Anja Westerfrölke
"Während die Präzison und Zähigkeit der meist männlichen Programmierer digitale Maschinen immer weiter entwickeln und am Laufen halten, waren es genau diese Eigenschaften, die jahrhundertelang über die Qualität einer Frau entschieden und direkt an ihren Nadelarbeiten abgelesen wurden.
Digitalisierung und Rationalisierung verändern heute noch immer unsere Gewohnheiten. Doch warum lässt sich der Umgang mit Technik so schwer gendern? Auch für textile Arbeit gilt das. Beharrlich werden diese Tätigkeiten mit einem bestimmten Geschlecht verbunden, in der Realität des Alltags, wie in ihrer Bewertung.
Heute sind es die Märkte des Kapitalismus und das Verhalten der Konsument_innen, die die Bedingungen bestimmen unter denen Textilarbeiter_innen leben. Das hohe Aufkommen - alle Menschen brauchen seit ihrer ihrer Geburt
vielfältigste Textilien - machte die Textilindustrie zum Vorläufer von Entwicklungen: Lochkarten organisierten den Jaquardwebstuhl 200 Jahre
vor ihrer Verwendung bei den ersten Rechnern.
Am Arbeitsplatz und in der Freizeit erleben die meisten Menschen digitale Geräte vor allem an der Oberfläche, den Monitoren.
Vergleichsweise wenige Personen haben diese Realität erfunden, die uns nun laufend beschäftigt.
Wer kann die dafür verwendeten Programmiersprachen sprechen und wie werden sie erlernt? Welche Formen der Abstraktion verwandeln ausführende User_innen in Gestalter_innen?
Mit Nadel und Faden beim Sticken gehen wir diesen Fragen nach, tauschen unser Wissen aus, hören Texte, die uns vorgelesen werden und entwickeln Utopien, wie alles auch anders sein könnte."
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“Als Künstlerin beteilige ich und ich verursache.”
Anja Westerfrölke arbeitet mit Textilien und neuen Medien. Mit Hilfe von Zeichnungen/Objekten/Rauminstallationen hat sie ein Verständnis von Kunst als Kommunikation und Kooperation entwickelt, das sie in ihren Arbeiten und im Unterricht anwendet. Ihr Interesse richtet sich auch auf Archive, auf kulturelle Praktiken und was die Felder der künstlerischen Produktion und der wirtschaftlichen Notwendigkeit gemeinsam haben. Für Ausstellungen in öffentlichen Kunstinstitutionen und in Situationen, die sich auf einen speziellen Ort beziehen, verwendet sie Raum, Performance, Video, www, Text und Textilien. In Osnabrück (Deutschland) geboren, lebt und arbeitet Anja Westerfrölke in Linz (Österreich). Sie reist viel und entwickelt ihre Fähigkeiten und Praktiken in verschiedenen Arbeitssituationen. Ihre Arbeiten wurden in Österreich und im Ausland gezeigt.
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