servus in Oslo
Für die Versorgerin im November 2005
Natur, Stricken und Ähnliches sind einige der stereotypen Charakteristiken Norwegens, die einer OutsiderIn als Identität des Landes präsentiert werden.
Ohne Zweifel ist Norwegen durch eine außergewöhnliche Landschaft geformt und verleitet unmittelbar dazu, davon auszugehen, dass diese Gegebenheit auch einen besonderen Einfluss auf die wenigen (4,5 Millionen) EinwohnerInnen haben muss.
Wie vielleicht nicht jeder oder jedem bekannt, ist Norwegen erst in den 70iger Jahren auf Öl gestoßen und hat sich zu dem drittgrößte Erdölexporteur der Welt entwickelt. Dementsprechend hoch ist auch der Lebensstandard, der in Olso repräsentiert scheint. In den Geschäften der Innenstadt gibt es nicht einmal Preisschilder und als ID ist eine Kreditkarte durchaus gültig. Die Bevölkerung scheint von gewissem Gleichmut, finanzieller Unabhängigkeit und Sorglosigkeit, wie der ewigen Kälte und wenig Licht geprägt zu sein. Das sich in Oslo trotz geringer Arbeitslosigkeit und höchstem sozialem Standard eine Menge Leute Heroin spritzen, wird eher mit dem Argument, auch dies sei eine freie Entscheidung des Individuums, abgetan.
Lebenskosten lassen sich ganz gut anhand von existierenden Bierpreisen errechnen.(0,5 l = 7 Euro). Lifestyle ist "outdoor" und "nature", rauchen drinnen verboten. Auf den Straßen fährt man 80 KmH. 20 KmH mehr kosten 200 Euro. Soviel zu den ersten wahrscheinlich oberflächlichen Eindrücken in einer Stadt, die den Charakter einer Insel der Seligen vermittelt. "Uns geht's gut, alles andere is wurscht", könnte man auch daraus schließen.
Der Grund des Aufenthaltes war allerdings ein anderer. Norwegen hat einige kleine Medienlabore und diese sind über eine Organisation PNEK (pnek.no) vernetzt.
"dix hits" ist der Arbeitstitel einer inter-aktiven Soundinstallation, die wir beim Atelier Nord, eines dieser Medienlabore, im Juni/05 (http://anart.no/) in Oslo, als zu entwickelndes Projekt eingereicht haben.
6 "Dildos", sollen durch den globalen Zugriff verschiedener Webseiten auf servus.at ins Summen, Brummen und Piepen versetzt werden. Diese "Tools" die nur über die Zugriffe auf bestimme Webseiten in motorische Verzückung geraten, sollen die damit verknüpften Theorien über Sex, Gender und Technologie ironisieren und ihrem ursprünglichen Verwendungszweck enthoben werden.
Im Rahmen von Making Sense III "Tangible Dreams" wurden wir für einen 4tägigen GRATIS Workshop eingeladen und uns eine wichtige Starthilfe für die Umsetzung des Projekts geboten. Die Möglichkeit daran teilzunehmen kommt nicht dadurch, dass servus.at an einem Budgetüberschuss leidet, (übrigens ganz im Gegenteil) sondern durch gute Vernetzung und die Finanzierung der anfallenden Lebenskosten durch Freunde, die Linz zeitweilig verließen und ihr Lager in Oslo aufgeschlagen haben, sowie Eigenfinanzierung der Reisekosten.
Das Konzept dieses spezifischen Workshop Modells wurde von Erich Berger/A/No in Zusammenarbeit mit Peter Votava/A (bekannt als DJ Pure) entwickelt. Bei diesem Workshop Block ging es vor allem um "Physical Computing" (anlog/digitale Schnittstellenentwicklung in Verbindung mit freier Software) und darum, KünstlerInnen eine Starthilfe für eigene Projekte durch Wissens-transfer und "Hands on Situationen" zu ermöglichen. Ein Prinzip, dass sich Atelier Nord als Organisation als Hauptziel gesetzt hat. Dabei sind die zur Verfügungstellung von Produktionsmitteln Hardware, Webspace, email Accounts, Raum und profunde Workshops die Grundvoraussetzung, über die nicht diskutiert werden muss.
Das Resümee: Basteln, Austausch und Experiment sind die wichtigsten Dinge. die passieren müssen, um mit Sicherheit eine Nachhaltigkeit zu erzeugen. Wenn gute Leute Linz verlassen, müssen wir eben mehr reisen oder versuchen einen Weg zu finden, auch hier Ähnliches stattfinden lassen zu können.