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24/05/2009 – Subversivmesse
Der Schwerpunkt der Sendung liegt auf der Subversivmesse die vom 14.05. bis 17.05. in Linz stattgefunden hat. Interviews (mit Wam Kat, Detox2, StillePost, Radical ATM, LetMeOut!) und Erzähltes wechseln sich ab. Dazu gibts Musik von Billy Childish and the Blackhands, Jeffrey Lewis, CRASS, Plastix und Black Eyes.
10/05/2009 – Preview: Liberation Days
Eine Vorschau auf die Liberation Days, veranstaltet zum Jahrestag der Hausdurchsuchungen und Verhaftungen vom 21. Mai 2008 wegen des Vorwurfs der Bildung einer “Kriminellen Organisation”: Organisator_innen kommen zu Wort, sprechen über die Motivation der Veranstaltungsreihe und geben einen Überblick über das Programm, dazu u.a. ein Text über “Aktivismus und Trauma” der Gruppe “Out of Action”.
03/05/2009 – das österreichische Knastsystem
Eine Sendung des Anarchist Black Cross Wien
Zum Thema “das österreischische Knastsystem”. Wieviele Knäste gibt es? Wo sind sie? Wie ist dieses ganze System aufgebaut? Dazu wird es einen Livemitschnitt einer Infoveranstaltung der ABC Wien geben.
THE PLACE OF THE MIND
Reflexionen über homo sapiens: International bekannt wurde Roger Ballen mit irritierenden fotodokumentarischen Arbeiten, die unterprivilegierte Weiße und ihre prekären Lebensumstände während der Apartheid zeigen.
ROGER BALLEN – RETROSPEKTIVE
Mit seinem schonungslosen Blick für das Banale und Groteske porträtierte Roger Ballen in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren Bewohner und Architekturen karger ländlicher Gemeinden in Südafrika, ganz ohne sozialkritische oder voyeuristische Attitüde. Während er weiterhin Außenseiter und gesellschaftliche Grenzgänger ins Zentrum seiner Bilder rückte, arbeitete Roger Ballen in späteren Serien zunehmend inszenierend und psychologisierend. In formalästhetisch bestechenden Bildfindungen behandelt er Themen wie Kontrollverlust, Chaos, Verrücktheit, Entfremdung, die Beziehung des Menschen zur Tierwelt, die Grausamkeit von Leben und Tod, und immer wieder die Erfahrung von Andersartigkeit. Roger Ballen selbst beschreibt seine Werke als existentielle Psychodramen, die das Unterbewusstsein berühren und die Schattenseiten der Conditio humana heraufbeschwören. Seine eindringlichen Fotografien, die lange im Gedächtnis bleiben, werden zu einer Entdeckungsreise in die eigene Psyche.
Roger Ballens Werk ist komplex und doppeldeutig, von universeller Aussagekraft und archetypischem Charakter, aber auch voller Ironie, Witz und tiefgründigem Humor.
Die Ausstellung The Place of the Mind ist bis 14. Februar 2012 im Franciso Carolinum zu sehen.
26/04/2009 – Storia di un Impiegato
“Storia di un Impiegato” aus dem Jahre 1974 ist das politischste Album des anarchistischen Liedermachers Fabrizio de André. In dieser Sendung werden Lieder aus diesem Concept-Album gespielt und die ins Deutsche übersetzte Texte vorgelesen bzw. kommentiert.
Die Texte wurden auf dieser Webseite gefunden: http://www.muh.info/content/view/499/71/
19/04/2009 – Supermarktaktionstag & Repression in Europa
Der erste Teil der Sendung ist ein Bericht über den Supermarktaktionstag, danach gibt es Schnipsel zur Repression in Europa (Tod Ian Tomlinson, Massenverhaftung in Nottingham, brutale Häuserräumungen in D, Repression beim Protest gegen den NATO-Gipfel, rassistische Polizeigewalt hier)
12/04/2009 – §278a in Ö – §129(a) in D
Schwerpunkt diesmal ist das aktuelle §129(a)-Verfahren wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in der “militanten gruppe” (mg) in Deutschland, u.a. mit einem Vergleich des deutschen § 129a StGB (“Bildung terroristischer Vereinigungen” – vor allem ein Ermittlungsparagraf zur Überwachung) und des österreichischen § 278a StGB (“Kriminelle Vereinigung” – meist in Verbidnung mit dem rassistischen Paradigma der “Bekämpfung der organisierten Kriminalität”).
05/04/2009 – Anarchismus und Revolte in Griechenland
In dieser Sendung kommen zwei GästInnen aus Griechenland zur Sprache. Gesprochen wird unter anderem über die Dezemberrevolte 2008, die Aktionsformen der AnarchistInnen (und anderer RebellInnen) in Griechenland, so wie über die staatliche Repression dagegen. Dazu wird über die Herausforderungen und Perspektiven der anarchistischen Bewegung in Griechenland berichtet.
O2 my Home: Telefónica startet erste Tarife im Kabelnetz
Philipp Doboczky I Koko Tai live im Studio
Das junge Multitalent aus Klagenfurt, Philipp Doboczky, gestaltet seine Auftritte und Veröffentlichungen als Musiker unter dem Namen Koko Tai. Eine dieser Veröffentlichungen mit dem Titel „Klagenfurt“ wurde auf Youtube bereits 1,3 Millionen Mal abgespielt! Die Musik, mit der er aufgewachsen ist, die Stücke, auf die er besonders stolz ist, wie auch die noch unveröffentlichten Songs spielen wir in der heutigen Druga glasba, live im Studio von radio AGORA 105 I 5.
Mladi celovški multitalent Philipp Doboczky kot glasbenik nastopa pod imenom Koko Tai, in je med drugim odgovoren za „himno“ Celovcu, ki je na portalu Youtube dosegla milijon in tristotiso? ogledov. Glasba, ki je vplivala nanj, komadi, na katere je posebej ponosen, in še neizdani posnetki pa se bodo vrteli ob pogovoru z njim, v živo v studiu radia AGORA 105 I 5.
Extremist „opinions“ about Corona
Diese Sendung ist in englischer Sprache. Ein Gespräch mit Dieter Gremel, stellvertrender Leiter der Beratungsstelle Extremismus. Über extreme „Meinungen“ über Corona, die wir täglich in sozialen Medien oder gar im eigenen Kreis der Familie antreffen, was daran gefährlich ist, und wie damit umgegangen werden kann.
A talk in english with Dieter Gremel, deputy director or the Extremism Information Center. About extremist „opinions“ about Corona that we encounter on a daily basis on social media or even in our own family, their danger and how to deal with people spreading them.
queer voices: Lange Nacht der Vielfalt (September 2020)
Die Lange Nacht der Vielfalt ist mittlerweile ein fixer Bestandteil der HOSI; ein Fest zur Akzeptanz und Toleranz.
Leider musste das Event dank aktueller Einschränkungen wegen dem unsäglichen Virus dann doch noch abgesagt werden. Was einem in dieser Nacht erwartet, wird aber in dieser Sendung dank meiner wunderbaren Studiogäste eindrucksvoll erörtert. Geplant war ein Radiospecial zusammen mit „hing’rotzt“ und „BÄM“: 3 Sendereihen, 3x diese Nacht der Leichtigkeit auf verschiedene Art vorgestellt. „hing’rotzt“ war die erste Folge des Special. Erst nach Austrahlung der Sendung wurde die Absage bekannt. „queer voices“ wurde dank 4 toller Studiogäste dennoch ausgestrahlt, allerdings schon mit dem Vermerk der Absage. Ein Nachhören zahlt sich aber dank der tollen Gäste und Atmosphäre im Studio dennoch aus… und wer weiß, vielleicht ist nächstes Jahr Corona schon so weit eingedämmt, dass solche Events wiederstattfinden können… somit ein Vorgeschmack auf kommende, leichtere Zeiten.
Christian
Corona Zeit und Chancen für Jugendliche am Arbeitsmarkt
Wie hat der Lockdown und der temporäre und sektorale Stillstand der Wirtschaft die Chancen von Jugendlichen auf eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz beeinflusst? Und welche Maßnahmen werden jetzt ergriffen, um den Jugendlichen neue Perspektiven zu eröffnen? WUK Radio spricht darüber mit Andreas Keplinger aus den WUK Bildungs- und Beratungsprojekten.
Sendungsgestaltung: Andrea Hiller
Musik: Zelda Weber, I want to be happy
Signature OLED R: LGs ausrollbarer OLED-Fernseher kostet 74.000 Euro
Najnovejša spoznanja o koroškem plebiscitu I Neue Ergebnisse zur Kärntner Volksabstimmung
Das Projekt „Performing Reality – Dis- und Re-artikulation des Dispositivs Kärnten I Koroška“ ist eine künstlerisch-forschende und kulturwissenschaftliche Ko-Produktion zum 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung, welche vom Institut für Kulturanalyse der Alpen-Adria-Universität durchgeführt wird.
Projekt „Performing Reality – Dis- und Re-artikulation des Dispositivs Kärnten I Koroška“ na umetniško-raziskovalni na?in obravnava 100. obletnico koroškega plebiscita. Izvaja ga Inštitut za kulturne analize Alpsko-jadranske univerze v Celovcu.
Oblikovanje I Gestaltung: Sara Pan
Kommunikation in Wohnprojekten
Jede oder Jeder der in seinem Leben bereits in einer WG oder ähnlichem gelebt hat, weiß, dass es beim gemeinschaftlichen Wohnen viel zu besprechen gibt und auch Konflikte entstehen können. Dazu braucht es eine geeignete Kommunikationsmethode. Das gilt natürlich, vielleicht sogar umso mehr, auch für Wohnprojekte, bei denen viele Menschen gemeinsam leben und zusammenkommen. Wie schafft man es, Lösungen zu finden, die von allen Bewohnerinnen und Bewohner getragen werden?
Dazu sprechen in dieser Podcast Episode: Architekt Bernhard Rihl, vom
Projekt „Häuser für Menschen in Lasberg“ und Martina Handler, Politikwissenschaftlerin, Mediatorin und Beteiligungsexpertin, vom Wohnprojekt Gleis21, Wien
In der Rubrik Zuagroaste-Weggezogene-Zurückgekommene: Lisbeth Mannsberger
Mit freundlicher Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union – Leader-Region Mühlviertler Kernland.
SSD vs. HDD: Die Zeit der Festplatte im Netzwerkspeicher läuft ab
Rechtsterrorismus: Was Untersuchungsausschüsse gegen rechten Terror bringen
Dieser Beitrag ist von Caro Keller, die sich bei NSU-Watch engagiert. NSU-Watch ist ein bundesweites antifaschistisches Bündnis, das seit 2012 die Aufarbeitung des NSU-Komplexes und von rechtem Terror kritisch begleitet. Dazu gehört auch der Podcast NSU-Watch: Aufklären & Einmischen.
Nahezu täglich werden neue rechte Vernetzungen in Behörden aufgedeckt – sei es in Form von rassistischen und extrem rechten Chatgruppen, weil Polizist*innen offensichtlich als Datenquellen für Morddrohungen gegen politische Gegner*innen fungieren oder weil aktive und ehemalige Behördenmitarbeiter Teil rechtsterroraffiner oder offen rechtsterroristischer Gruppen sind. Doch ernstzunehmende Bemühungen, diesen Netzwerken grundsätzlich entgegenzutreten oder sie komplett aufzuklären, gibt es von den Ermittlungsbehörden und von Seiten der zuständigen Innenministerien bislang nicht. Auch eine ernsthafte juristische Aufarbeitung lässt auf sich warten.
Für eine strukturierte Aufarbeitung könnten parlamentarische Untersuchungsausschüsse sorgen. Diese wurden auch schon zum NSU-Komplex aktiv, dreizehn dieser Gremien gab es bislang auf Bundes- und Länderebene. Genug Erfahrung also um zu zeigen, ob und wie diese parlamentarische Aufklärung ein sinnvolles Instrument sein kann, um rechte Vernetzungen aufzuklären und zu verhindern.
Die Beschäftigung mit rechtem Terror ist zwangsläufig eine Beschäftigung mit dem Handeln und der Verantwortung von Behörden. Aufgabe von Polizeien und anderen in diesem Bereich tätigen Behörden sollte zumindest sein, Menschen davor zu schützen, in ihren Läden, Gotteshäusern oder auf ihrer Terrasse ermordet zu werden. Und wenn das doch passiert, für Aufklärung zu sorgen. Wir wissen aber, dass sie der Aufgabe, rechten Terror zu verhindern und ihn aufzuklären, nicht nachkommen. Warum das so ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Aber wie diese Unterlassung im Falle des NSU-Komplexes konkret funktioniert hat, können wir dank der mühevollen Arbeit von parlamentarischen Untersuchungsausschüssen heute gut umreißen, auch wenn hier längst nicht alle Fragen beantwortet werden konnten.
Die Aufarbeitung des NSU-KomplexesInsbesondere die Untersuchungsausschüsse im Bundestag, in Thüringen und in Sachsen zeigten die behördliche Verantwortung im NSU-Komplex auf. Um ein paar Beispiele zu nennen: Als der NSU und sein Umfeld in Thüringen politisch sozialisiert wurden, war die Neonazi-Szene von V-Leuten durchsetzt – also von Neonazis, die meist vom Verfassungsschutz für Informationsweitergabe angeworben und bezahlt werden. Deutlich wurde das beispielsweise anhand von Szene-Treffen, bei denen drei von fünf Teilnehmenden Informationen an die Behörden weitergaben, während die Polizei draußen die Autokennzeichen notierte.
Erinnert sei auch daran, dass V-Leute kontinuierlich neonazistische Materialien, wie Neonazi-Fanzines, in denen rechtsterroristische Konzepte wie Zellenbildung und „Führerloser Widerstand“ diskutiert wurden, an die Behörden weitergaben. Die Untersuchungsausschüsse konnten zeigen: Der oft genutzte Spruch, Behörden seien „auf dem rechten Auge blind“, ist insofern nicht haltbar. Die Behörden konnten vielmehr alle entscheidenden Informationen sammeln, mit denen sie den NSU hätten stoppen können.
Aber während die thüringische Polizei hin und wieder strafverfolgend eingreifen wollte, wurde die Szene von Seiten des Verfassungsschutzes genau davor bewahrt. Die Untersuchungsausschüsse arbeiteten heraus, dass den Behörden der Schutz ihrer Quellen über allem steht. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass Neonazi-Fanzines, die von V-Leuten herausgebracht wurden, vor dem Erscheinen von Verfassungsschutzmitarbeitern auf strafrechtlich relevante Inhalte geprüft wurden, damit die Quelle nicht gefährdet wird. So geschehen beim Fanzine „Sonnenbanner“, das Michael See, alias V-Mann Tarif des Bundesamtes für Verfassungsschutz, herausgab. Neonazis, die Informationen weitergaben, wurden immer wieder vor Hausdurchsuchungen gewarnt und konnten so rechtzeitig problematisches Material aus ihren Wohnungen räumen.
Ermittlungen gegen die BetroffenenDer Tag, an dem Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Richtung Chemnitz verschwinden konnten, wurde sogar fast minutengenau rekonstruiert. Ein leitender Ermittler auf einer Microsoft-Office-Weiterbildung, ein fehlender Haftbefehl, vor allem aber ein Verfassungsschutz, der nicht alle Informationen weitergab, spielten am 26. Januar 1998 eine große Rolle dabei, dass die drei während einer laufenden Durchsuchung, bei der auch Sprengstoff gefunden wurde, einfach wegfahren konnten.
Wirklich weg waren sie danach aus Sicht der Behörden eigentlich nicht – auch dies wissen wir heute. Die Telefonate mit Unterstützer*innen wurden teilweise abgehört, V-Leute meldeten, dass die drei in Chemnitz untergekommen waren, sich bewaffneten und Überfälle begingen. Der Untersuchungsausschuss Sachsen konnte zudem zeigen, dass die Unterstützungsstruktur des NSU in Chemnitz umfänglich observiert wurde. Allein: Festgenommen wurde der NSU nicht. Warum nicht, das konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. Trotz der vielen nun bekannten und in den Abschlussberichten der Untersuchungsausschüsse aufgeschriebenen Details hängen heute noch viele Fäden in der Luft und warten darauf, zu Antworten verbunden zu werden.
Bezüglich der Mord- und Anschlagsserie des NSU trifft der Satz „auf dem rechten Auge blind“ jedoch durchaus zu. Die Untersuchungsausschüsse konnten ohne jeden Zweifel belegen, dass vor dem November 2011 fast ausschließlich gegen die Betroffenen ermittelt wurde und dass diese Ermittlungen von rassistischen Vorannahmen getragen waren. Für Ermittlungen zu einem rechten Motiv hätten dagegen die konkreten „Personenhinweise“ und „Anfasser“ gefehlt, werden Ermittler*innen bis heute nicht müde, im Zeug*innenstand von Untersuchungsausschüssen zu betonen.
Im gemeinsamen Abschlussbericht des ersten Bundestags-Untersuchungsausschusses (pdf) wird dennoch nicht von dem institutionellen Rassismus gesprochen, den die Abgeordneten zuvor in der Ausschussarbeit herausgearbeitet hatten. Dabei war mehr als deutlich geworden, wie sehr die Angehörigen und Betroffenen unter den Ermittlungen zu leiden hatten, wie ihr Leben nach den Morden durch die von der Polizei verbreiteten rassistischen Gerüchte ein weiteres Mal zerstört wurde. Zerstört von Beamten, die heute behaupten, nur ihren Job gemacht zu haben, und für die diese Handlungen bis heute keine Konsequenzen haben.
Aufklärung ohne KonsequenzenUnd damit zu einer anderen Seite der Arbeit von Untersuchungsausschüssen: Die Arbeit der Untersuchungsausschüsse zum NSU-Komplex zeigt, wenn man sie ernst nimmt, dass die Strukturen von Ermittlungsbehörden verändert werden müssten. Einige Polizeibeamt*innen müssten ihre Posten verlieren, ihre Behörden müssten grundsätzlich neu aufgestellt werden, um rechten Terror und rechten Ideologien innerhalb und außerhalb etwas entgegensetzen zu können. Der Verfassungsschutz müsste abgeschafft werden, nähme man die Ergebnisse der Ausschüsse ernst.
Doch es blieb beim „müssten“. Stattdessen wurden noch nicht einmal die offensichtlichen Lügen von Behördenmitarbeiter*innen geahndet, obwohl vor den Ausschüssen die gleiche Wahrheitspflicht gilt wie vor Gericht. Die von den Ausschüssen erarbeiteten Veränderungsvorschläge wurden nur teilweise umgesetzt. Und so lautet die bisherige Bilanz: Trotz all der erreichten Aufklärung fehlen tiefgreifende Konsequenzen in den Behörden bis heute.
Teile der Gesellschaft aber haben sich das erarbeitete Wissen angeeignet. Viele Initiativen, darunter NSU-Watch, ziehen große Teile ihrer Analysen des NSU-Komplexes aus den Erkenntnissen der Untersuchungsausschüsse. Institutioneller Rassismus, aber auch ganz konkrete persönliche Verantwortlichkeiten können so seit Jahren benannt werden, und auch die Forderung nach der Abschaffung des Verfassungsschutzes findet hier ihre sachliche Grundlage. Die Nebenklage im NSU-Prozess konnte gegen alle Widerstände mit diesem Wissen für Aufklärung im Prozess sorgen, und auch die Angehörigen können hier einige Antworten finden, die ihnen die Behörden eigentlich vorenthalten wollten und die ihnen das Gericht in München verweigerte.
Arbeit mit VoraussetzungenKlar ist aber auch, dass ein Untersuchungsausschuss allein noch keine Aufklärung bringt, denn die Arbeit – zumindest in den NSU-Untersuchungsausschüssen – ist für die Abgeordneten sehr voraussetzungsreich. Dies beginnt schon beim persönlichen Engagement. Allzu oft wurde und wird für Beobachter*innen deutlich, dass nicht alle Abgeordneten bereit sind, sich ins Thema einzuarbeiten, Akten zu lesen oder auch nur mehr als eine Frage pro Sitzung zu stellen. Aufklärung funktioniert aber nur, wenn Abgeordnete oder ihre Mitarbeiter*innen beim Lesen der Akten auch einordnen können, was sie vor sich sehen.
Im Fall des NSU-Komplexes und allgemein beim Thema rechter Terror und rechte Netzwerke braucht es auf der einen Seite insbesondere Wissen rund um Akteur*innen, Funktionsweise und Ideologie der rechten Szene. Auf der anderen Seite ist ein Verständnis von gesellschaftlichem und institutionellem Rassismus unabdingbar. Ohne diesen Hintergrund können wichtige Details zwischen den Aktendeckeln vergessen werden, die richtigen Fragen werden nicht gestellt. Oft gingen die Erfolge in der mühseligen Ermittlungsarbeit der letzten Jahre letztlich auf das Konto engagierter Einzelpersonen in den Ausschüssen.
Unsere Gastautorin Caro Keller.Trotzdem reißen die Forderungen nach einem ersten NSU-Untersuchungsausschuss in Hamburg oder nach weiteren Untersuchungsausschüssen in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern nicht ab. Aus der Erfahrung mit dem NSU-Untersuchungsausschüssen fordern wir aber inzwischen nicht einfach nur den nächsten Ausschuss. Wir fordern gut arbeitende, informierte Ausschüsse mit Einsicht in alle relevanten Akten.
Die Aufklärung des NSU-Komplexes und von rechten Netzwerken sowie der staatlichen Mitverantwortung muss parlamentarisch weitergeführt werden. Neue Untersuchungsausschüsse hätten auch zum jetzigen Zeitpunkt viele Vorteile. Vorarbeit wurde bereits von anderen Untersuchungsausschüssen, vom NSU-Prozess, der dortigen Nebenklage und durch antifaschistische und journalistische Recherchen geleistet.
Bekannt sind auch die Fallstricke der Arbeit in Untersuchungsausschüssen, beispielsweise lügende, verschweigende oder verharmlosende Verfassungsschutzmitarbeiter*innen und Neonazis, die Blockaden bei der Aktenlieferung, die Schwärzungen in den Akten, die in den Parlamenten ankommen. In diesem Themenfeld müsste nicht noch einmal ganz von vorne angefangen werden. Und diese Erfahrung wäre mit Sicherheit auch ein großer Vorteil bei der – unbedingt notwendigen – parlamentarischen Aufklärung rechter Netzwerke in Behörden.
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29/03/2009 – Barrieren durchbrechen
In dieser Sendung stellen wir das Buch “Barrieren durchbrechen – Gewaltfreiheit, Kriegsdienstverweigerung und Anarchismus in Israel/Palästina” vor. Es gibt ein Interview mit dem Herausgeber Sebastian Kalicha, außerdem werden Passagen aus dem Buch vorgelesen.